Gestern Abend hab ich mich nach doch langer Zeit endlich dazu durchgerungen, „Heretic“ zu schauen. Ich weiß nicht, ob es an Hugh Grant in einer ungewohnten Rolle lag oder an meiner Neugier, wie A24 mal wieder etwas Außergewöhnliches auf die Kino Leinwand bzw in meinem Fall den Netflix Stream bringt aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Ein Trailer hat mir gereicht, um überzeugt zu sein. Ein Film mit Mormonenmissionarinnen, ideologischen Clashs und einem bitterbösen Hugh Grant? Da war ich dabei. Generell muss ich sagen, dass mir die Rollenauswahl von Hugh Grant in den letzten Jahren gut gefällt. Bissi raus aus der RomCom Ecke. Tut ihm gut! Und macht ihm auch offensichtlich Spass. Aber zurück zum Film.
Schon die ersten Minuten haben mich gepackt. Zwei Schwestern, Sophie Thatcher und Chloe East, ziehen von Tür zu Tür, um Menschen von ihrer Religion zu überzeugen. Klingt harmlos, oder? Bis sie an Hugh Grants Tür klopfen. Und, ich sag’s ehrlich, der Typ hat mich sofort gefesselt. Mit seiner charmanten Höflichkeit und einem unterschwelligen Hauch von Bedrohlichkeit war er nicht weniger als brillant.
Grant spielt Mr. Reed, einen glühenden Religionskritiker, der keine Gelegenheit auslässt, den beiden Mädels seine „Truth Bombs“ um die Ohren zu hauen. Es war wie ein Duell der Ideologien, und ich wusste oft nicht, auf welcher Seite ich gerade stehe. Seine Argumente waren clever, manchmal sogar unangenehm überzeugend, und dennoch, seine Militanz in der Kritik war so überzogen, dass man ihn fast selbst als Prediger sehen konnte, nur mit einem ganz anderen „Glauben“.
Der Film schafft etwas, das mir selten begegnet: Er demonisiert weder Religion noch deren Kritiker. Stattdessen fordert er den Zuschauer heraus, selbst Position zu beziehen. Und diese Spannung, die sich im Haus von Mr. Reed aufbaut, ist fast greifbar. Es war, als ob jede Kamerafahrt, jeder ruhige Moment etwas Vorahnendes in sich trug. Ich war bis zur letzten Sekunde gefesselt.
Was mich aber am meisten überrascht hat, war die Performance von Sophie Thatcher. Anfangs dachte ich, sie sei nur eine Mitspielerin, die neben Hugh Grant verblasst. Aber mit der Zeit entwickelte sich ihre Figur, und am Ende war sie eine ebenso starke Kraft wie Grant. Chloe Easts Rolle fühlte sich dagegen anfangs etwas blass an, aber auch sie hat später ihren Moment bekommen, und der war umso wirkungsvoller.
Ein weiterer Grund, warum der Film funktioniert, ist die Kameraführung. Die langsamen Fahrten durch das enge, beklemmende Setting des Hauses verstärken die Spannung ungemein. Und obwohl der Film mit Horror-Elementen spielt, es gibt Blut, ja, liegt sein Fokus eindeutig auf der psychologischen Ebene. Es ist kein einfacher Schocker, sondern ein Film, der sich Zeit nimmt, um seine Figuren und Themen zu entwickeln.
Am Ende war ich begeistert. Nicht nur von der Handlung, sondern auch von der Art und Weise, wie der Film mich zum Nachdenken gebracht hat. Und ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass ich Hugh Grant in so einer diabolischen Rolle so lieben würde. Es hat sich definitiv gelohnt, und ich kann „Heretic“ nur jedem empfehlen, der mal einen Film sehen möchte, der Spannung, Intellekt und moralische Grauzonen miteinander verbindet.Habt ihr den Film schon gesehen? Oder steht er noch auf eurer Watchlist? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.